Was für ein Potenzial hat die Gestaltung von Lernraum in Hinblick auf den Lernerfolg von Kindern? In einer Seminararbeit in meinem Studium an der Pädagogischen Hochschule der FHNW habe ich mich genau mit dieser Frage auseinandergesetzt. Die ganze Arbeit stelle ich am Ende dieses Beitrags zum Download bereit.
Zusammenfassung und Fazit
Wie bereits erwähnt, verfolgte die Seminararbeit das Ziel die Fragestellung „Welches Potenzial hat die Gestaltung von Lernraum in Hinblick auf den Lernerfolg von Kindern?“ unter Einbezug erziehungswissenschaftlicher Literatur und gestalterischer Grundlagen zu bearbeiten. Dabei ergab sich, dass Raum sich nicht nur über architektonischen geschlossenen Raum definiert, sondern bspw. auch Natur oder Lehrmittel Räume sind und eine Bildungsfunktion haben. Ausserdem ist Lernraum nicht von einem Klassenzimmer oder einem Schulhaus abhängig und Raum nicht gleich Raum: Schulraum definiert sich über die Intention der Lernförderung. Erst wenn aber Lernerfolge eintreten, kann von Lehr- oder Lernraum gesprochen werden. Raum im Allgemeinen – somit auch Schul-, Lehr- oder Lernraum – verändert sich durch Entwicklungen in Politik, Wissenschaft, Wirtschaft, Ideologie etc. Das bedeutet für die Fragestellung, dass das Potenzial von Lernraumgestaltung, sowie die Definition von Lernerfolg in enger Verbindung mit eben genannten Entwicklungen stehen. Nach unserem aktuellen Verständnis von Bildung, lässt sich aber ableiten, dass wenn Raum hilft Kinder zu bilden, sie mündig zu machen, ihnen hilft sich zu emanzipieren, der Raum im Zusammenhang mit Lernerfolg steht.
Ferner wurde die Bedeutung der Sinne, Intuition und Atmosphäre für die Wahrnehmung von (Raum-) Gestaltung hervorgehoben: Raum wird individuell wahrgenommen und Raumwahrnehmung verändert sich auch im Laufe der Entwicklung. Dennoch gibt es bestimmte Parameter die ähnliche Reaktionen hervorrufen: So werden Räume mit hellen und kontrastarmen Farben als grösser oder ein Raum im Kerzenschein „heimeliger“ wahrgenommen. Des Weiteren wird im architektonischen Kontext dem Raum eine Rolle für das Lernen zugesprochen. Das Wissen um diese möglichen Wirkungen kann man sich zu Nutze machen: Man kann z.B. pädagogische Raumkonzepte schaffen, die zum Ziel haben die Wahrnehmung zu schulen, die eine geeignete Lernatmosphäre schaffen oder Verhalten steuern (z.B. mittels Anordnung von Mobiliar).
Obschon das Potenzial von Lernraumgestaltung angedeutet wird, muss festgestellt werden, dass einige der wenigen existierenden empirischen Forschungsergebnisse implizieren, dass Raum und seine Gestalt keinen bedeutenden Einfluss auf den Lernerfolg von Kindern haben. Andere äussern sich vage zu einer (möglichen) Korrelation oder liefern nur Ergebnisse auf einzel- ne Aspekte die lernförderlich wirken (z.B. das ästhetische Erscheinungsbild). Meyer (2014) geht davon aus, dass vorbereitete Umgebung bislang einfach noch nicht richtig untersucht wurde. Als nachweisbar gilt aber z.B. die klare Strukturierung als bedeutender Faktor für alle Unterrichtsstrukturen, welcher zu erhöhtem Lernerfolg führen kann. Da der Klassenraum Teil der Unterrichtsstruktur ist, lässt sich ein direkter Zusammenhang von Lehrraum auf Lernerfolg ableiten: Lehrraum muss klar strukturiert sein, Lehrmaterial muss zur Verfügung stehen etc. um guten Unterricht zu praktizieren. Und weil z.B. klare Strukturierung auch verantwortlich für weniger Hektik, hoher Anteil an echter Lernzeit u.a. ist, ist das erste Mal die Rede vom Potenzial der Lernraumgestaltung für Kinder mit Förderbedarf.
Entlang der Konzepte „Raum als dritter Erzieher“ und „Fraktale Schularchitektur“ nehme ich allerdings an, dass räumliche Lernimpulse den Lernerfolg fördern. Zur Förderung unterschiedlicher Kompetenzen, wie bspw. Kommunikation oder Teamarbeit, können die Mikro- (z.B. Mobiliar u.a.) und Makroebene (Schulhausarchitektur) gestaltet werden. Wünschenswert wäre, wenn die Kinder an diesem Prozess beteiligt werden, da sich dies positiv auf die Atmosphäre des Wohlbefindens auswirkt. Allerdings muss an dieser Stelle betont werden, dass Lehrpersonen nicht immer mit den günstigsten Bedingungen im Klassenzimmer konfrontiert sind. Dennoch gibt es auch hier eine Reihe von Möglichkeiten, wie Raum passend zum Unterrichtstypus z.B. durch Tischanordnung pädagogisch gestaltet werden kann.
Um nochmals auf die Frage der Einleitung zurückzukommen, was denn einen „optimalen Lernraum“ auszeichnet, kann ganz salopp geantwortet werden: Vieles und alles. Die dargestellten Ergebnisse recht- fertigen die Aussage, dass es eine Reihe unterschiedlicher korrelierender Merkmale sind, die von äusseren Bedingungen beeinflusst werden.
Was die Fragestellung betrifft, so kann anhand der verwendeten Literatur die Schlussfolgerung gezogen werden, dass in Hinblick auf Lernraumgestaltung, als ein möglicher Einflussfaktor auf Lernerfolg von Kindern, Potenzial besteht. In welchem Umfang Raumgestaltung wirkt, konnte anhand des Standes der empirischen Forschungsergebnisse jedoch nicht abschliessend geklärt werden. Andererseits konnte erfreulicherweise festgestellt werden, dass der Schulraum-Diskurs immer mehr zum Thema wird und dafür sowohl der pädagogisch gestaltete Raum, als auch die architektonische Gestalt von Schule im Mittelpunkt stehen.
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Quelle
Steiger, S. (2015): Bildung durch Raum – Welches Potenzial hat die Gestaltung von Lernraum in Hinblick auf den Lernerfolg von Kindern?. Solothurn: FHNW PH.